Coaching-Manifest

Coaching gemeinsam schützen!

von Dr. Christopher Rauen, Stand 16.10.2025.

Dieses Manifest beschreibt Absichten und Zielsetzungen, die meiner Meinung nach mit professionellem Coaching verbunden sein sollten. Es geht hier nicht um die Definition von Coaching, sondern um die Art und Weise, wie Coaching praktiziert werden sollte.

 Ziel dieses Manifests ist es, Haltungen, Prinzipien und Standards zu beschreiben, die verständlich und nachvollziehbar sind. Es wird daher bewusst auf umfangreiche Ausführungen verzichtet, die jede Eventualität berücksichtigen. Stattdessen sollen klärungsbedürftige Lücken durch die Haltung und die Kernaussagen dieses Manifests gefüllt werden.

Portraitbild von Dr. Christopher Rauen

Übersicht

9. Rahmenbedingungen

10. Methoden

11. Haltung und Verhalten

Absicht und Zielsetzung

Coaching verfolgt grundsätzlich die Absicht, dass ein Coachee bereits vorhandene und noch nicht entdeckte Möglichkeiten und Ressourcen erkennt und besser nutzt. Coaching engt nicht ein, sondern verfolgt in diesem Sinne stets eine Erweiterung der Möglichkeiten des Coachees. Alle vom Coach absichtsvoll eingesetzten Maßnahmen und Methoden und die Art, wie sie eingesetzt werden, dürfen dieser Absicht nicht entgegenwirken.

Coaching hat das Ziel, Bewusstsein, Reflexionsfähigkeit, Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Selbstverantwortung und Problemlösekompetenz zu fördern und Perspektiven, Handlungsoptionen und Verhaltensrepertoire des Coachee zu erweitern. Methoden, Verhaltensweisen und innere Haltungen, die dem entgegenstehen, sind im Coaching abzulehnen.

Manipulation

Ein Coach manipuliert nicht durch intransparentes Handeln und/oder die gezielte Beeinflussung gegen die Interessen des Coachees. Ein Coach vermittelt Perspektiven und Handlungsoptionen, die dem Coachee ermöglichen, die eigenen Überzeugungen kritisch zu reflektieren und neue eigene Einsichten zu gewinnen.

Alle Vorgehensweisen und Prozesse, die manipulativ in dem Sinne sind, dass ein Coachee deshalb ein Verhalten zeigt, welches ihm absehbar zum Nachteil gereicht oder seine funktionalen Möglichkeiten einschränkt, sind abzulehnen.

Dies gilt nicht nur für das Coaching, sondern auch alle weiteren Aktivitäten eines Coaches im Rahmen seiner Tätigkeit, z.B. Vertriebs- und Marketingaktivitäten.

Qualifikation

Ein Coach benötigt für seine fachlichen und überfachlichen Kompetenzen eine umfassende Qualifikation samt angemessener Selbsterfahrung, Selbstreflexion, kontinuierliche Weiterbildung und regelmäßiger Supervision.

Alle diese Faktoren sind essenziell, um eigene, nicht ausreichend aufgearbeitete Themen und Muster nicht auf einen Coachee zu übertragen.

Eine „Selbstqualifikation“ ist nicht ausreichend, da hier – neben fachlichen Mängeln  – massive blinde Flecken verbleiben können. Es droht dann die Gefahr, eigene ungeklärte Anteile schädlich an sich und anderen abzuarbeiten.

Kunstfehler und negative Effekte

Unwissentlich herbeigeführte negative Effekte durch Coaching, die durch eine angemessene Qualifikation, Selbsterfahrung, Selbstreflexion, Weiterbildung und/oder Supervision des Coaches hätten vermieden werden können, sind Kunstfehler.

Negative Nebenwirkungen können in erfolgreichen und nicht erfolgreichen Coachings auftreten, denn es gibt keine Wirkung ohne Nebenwirkung.

Negative Effekte können im Coaching nie vollständig ausgeschlossen werden. Sie können den Coachee, seine Organisation und den Coach selbst betreffen. Ein Coach ist sich dieses Umstands bewusst und plant und handelt proaktiv mit der Absicht, sie kleinstmöglich zu halten.

Vertrag und Honorar

Coaching-Verträge sind transparent, verständlich und fair. Die Vertragsbedingungen sind branchenüblich, angemessen und nachvollziehbar. Ein Coach drängt im Vorgespräch nicht auf eine Vertragsunterzeichnung verwendet grundsätzlich keine Knebel- und Kettenverträge.

Ein Vertrag wird freiwillig geschlossen und kann jederzeit gekündigt werden, wenn ein Coachee dies aus wichtigem Grund wünscht. Ein Coaching kann jederzeit vom Coachee beendet werden.

Ein Coach berechnet keine Dienstleistungen, die nicht erbracht wurden. Er klärt vor einem Coaching schriftlich über entstehende Kosten auf und berechnet keine unvereinbarten oder branchenunüblichen Honorare und/oder Kosten.

Marketing und Vertrieb

Coaches können, sollen und dürfen unterschiedliche Marketing- und Vertriebsaktivitäten entfalten. Diese sind gekennzeichnet durch Transparenz und das Ziel, klar, verständlich und realistisch über das eigene Angebot zu informieren.

Grundsätzlich werden keine toxischen Verhaltensweisen und/oder Dark Patterns eingesetzt. Ein potenzieller Coachee wird nie zu einer Vertragsunterzeichnung gedrängt (z.B. durch Zeitdruck, sozialen Druck oder Gruppendruck, künstliche Angebotsverknappung und/oder gezieltes Ansprechen von hochemotionalen Bedürfnissen und Ängsten).

Es werden keine psychischen Ausnahmezustände und/oder wirtschaftliche Zwangslagen ausgenutzt und/oder dazu gedrängt, Produkte und Dienste des Coaches an Dritte zu verkaufen oder Teil eines Multi-Level-Marketingsystems zu werden.

Erfolgsversprechen

Im Coaching kann kein bestimmtes Ergebnis versprochen werden. Ein Coach wirbt daher nicht mit garantierten Erfolgen, unüberprüfbaren bzw. nicht haltbaren oder übertriebenen Versprechungen und unseriösen und/oder nicht erreichbaren Zielen.

Spätestens auf Anfrage klärt ein Coach über die Möglichkeiten und Grenzen seines Ansatzes auf und kann diese klar und nachvollziehbar benennen.

Keine Methode ist für jeden Anlass, jedes Ziel und jede Person geeignet. Universelle Lösungsversprechen sind im Coaching grundsätzlich unglaubwürdig.

Die Teile 8-11 werden in den nächsten Wochen jeweils sonntags ergänzt.

Abgrenzung

Coaching ist keine Therapie und kann und soll eine solche nicht ersetzen.

Ein Coach kann die Unterschiede zur Psychotherapie klar benennen und ist sich der Grenzen seines Handels als Coach bewusst.

In Situationen, die ein therapeutisches Bedürfnis eines (potenziellen) Coachees erkennen lassen, verweist ein Coach auf Therapieangebote Dritter, die dafür qualifiziert sind oder auf seriöse Organisationen, die eine derartige Vermittlung qualifiziert leisten können.

Die Teile 8-11 werden in den nächsten Wochen jeweils sonntags ergänzt.

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